Lieder

   

 

Nach der Auswahl von einigen Liedern aus dem Reformierten Gesangbuch (RG) zum Thema Frieden möchte ich anregen, am Kirchensonntag nebst allen Beiträgen von Musik und Wort, Symbolen und Zeichenhandlungen (oder auch dazu) liturgische Gesänge oder Taizé-Lieder zu singen. Gesänge, die Herz, Leib und Seele Raum verschaffen, die Stille und Gebet begleiten, unterstützen, einleiten oder sogar Stille selbst sein könnten.

 

 

RG 842 Jeder Schritt auf dieser Erde soll ein Schritt zum Frieden sein

Der Orgelbegleitsatz von J.S.Bach kann als Chorsatz benutzt werden, wenn ein Chor vorhanden ist.

 

Liturgischer Einsatz: Nach einem entsprechenden Gebet, das die punktuelle Zusammenarbeit oder den interreligiösen Dialog aufnimmt. Am Anfang und am Ende der Fürbitten oder zwischen ihnen. Zu einem Sendungswort. Vielleicht sogar als Thema und Titel des Gottesdienstes, als gesungenes Eingangswort oder als Lied zu einer Besinnung.

 

 

RG 840 S'phamandla Nkosi! / Gott, gib uns Stärke

Ein Lied, das wiederholt werden soll, bis man es auswändig singen kann. Mit Trommeln, Djembées, Schlaginstrumenten (die auch spontan im Gottesdienst verteilt werden können). Vierstimmig, wenn eine Singgruppe mithilft. In Zulu singen.

 

Liturgischer Einsatz: Wie ein Amen oder Halleluja der Gemeinde einzusetzen. Eine Bestätigung des Gesagten, eine Bekräftigung und Ermutigung, nach einer Lesung, einer Besinnung, zwischen einem entsprechenden Text, im Fürbitteteil und im Segensteil.

 

 

RG 829  Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen

Die ersten drei Töne drängen und schieben das Lied an und zeigen die Bewegung auf, die mit dem Inhalt verbunden ist.

 

Liturgischer Einsatz: Zum Thema Brücke und Brücken (Petrus der Pontifex = Brückenmacher wäre solch eine Figur) als Titelsong sozusagen. Im Zusammenhang mit einem Text, der den Leuten etwas zumutet, der Grenzen überschreitet, als Auffoderung und Bitte zugleich, die im letzten Teil des Gottesdienstes ihren Platz hat. Oder dann als Predigtlied, bzw. als Lied zu einer Besinnung oder Erzählung, die ein Brückendenken fordert.

 

 

RG 585 Seligpreisungen (Ukraine)

Mit einem Einsingen einiger Strophen vor dem Gottesdienst wird dieser Gesang zu einem schönen Singerlebnis. Es können auch nur einzelne Strophen gesungen werden, die dann repetiert werden. Oder eine Vorsängerin singt jeweils eine Strophe vor, die Gemeinde antwortet mit der gleichen Strophe. So bleibt auch der Duktus und der Sprachfluss im Singen erhalten.

 

 

RG 88 Hinne ma tov uma naim (Israel)

Eine Tanzmelodie, fröhlich und auch so zu singen (Tempo!): Im Dreierrhythmus, im 6/8 Takt, so dass der Grundschlag, das Metrum der punktierte Viertel, der halbe Takt ist. Als Kanon, aber auch einstimmig verwendbar.

 

 

Liturgische Gesänge

 

Diese Gesänge, wie alle Lieder überhaupt, leben davon, dass sie mitgesungen werden können. Das heisst, sie müssen wiederholt werden (Wiederholungsgesänge). Ein liturgischer Gesang  kann an mehreren Stellen eingesetzt werden, eine Handlung mit dem Gesang begleiten, eine Stille damit eingeleiten und mit dem gleichen Gesang auch wieder aus der Stille herausführen.

 

Versuchen Sie also, einen solchen Gesang nicht nur einmal im Gottesdienst einzusetzen, sondern an verschiedenen Orten im Gottesdienst, so dass der Wiedererkennungseffekt das Singen verstärkt und den Gottesdienstbesuchenden das Gefühl gibt, das Lied zu können.

 

Das verlangt nach einer Singgruppe, die führt, einem Kantor, einer geübten Vorsängerin oder gar nach einem Chor, welche durch ihre Päsenz anleiten. Es wäre ein kleines Projekt für den Kirchensonntag, einige Leute zu finden, die in einer oder zwei Proben die Lieder und Gesänge so  zu singen lernt, dass sie als Vorsänger die Gemeinde animieren und unterstützen können. Nicht die tolle Qualität und ein hochstehendes Singen sind da gefragt, sondern, dass da überhaupt Menschen sind, die mit ihrer Freude am Singen der kleinen Gesänge die Gemeinde auf eine kleine Entdeckungsreise mit zu nehmen vermögen.

 

Im Allgemeinen gilt zudem, dass es das Erlebnis des gemeinschaftlichen Singens erhöht, wenn die Orgelbegleitung nicht zu laut erklingt. Zu Beginn braucht es etwas Mut. Wenn jedoch jemand die Leitung übernimmt, d.h. mit mindestens auffordernder Gebärde die Gemeinde ins Singen hinein nimmt und von vorn auswändig den Gesang mitsingt, kann dieses gemeinschaftliche Singen gut gelingen. In Absprache mit dem Organisten könnte auch ein Gesang ohne Orgelbegleitung versucht werden.

 

Regen Sie in Ihrer Kirchgemeinde ein Einsingen an. Zehn Minuten vor dem Gottesdienst stimmt sich die Gemeinde mit den kurzen Gesängen ein, unter Leitung einer Person, die Freude am Singen hat und das Lied zu vermitteln versteht.

 

 

RG 337 Dona nobis pacem

Als dreistimmigen Kanon zu singen, so dass es einen dreistimmigen Gesang ergibt, der sehr schön klingt. Am besten vorsingen und nachsingen lassen ohne Buch, damit die Menschen nicht nur aufs Buch fixiert singen, sondern auch hören und damit gemeinschaftlich singen.

 

Liturgischer Einsatz: Die Bitte um den Frieden muss nicht erst am Schluss des Gotessdienstes gesungen werden, sondern könnte einmal den ganzen Gottesdienst durchziehen, als gesungener roter Faden den Gottesdienst bestimmen. Erst einstimmig (mehrmals), dann erst als Kanon. Auch mit RG 333 – 336 möglich.

 

 

RG 289 Unser Vater. Mit ostkirchlichem Klang

Alle Religionen verbindet das Gebet. So könnte man mit dem gesungenen Unser Vater – Gebet einen Akzent setzen und diesen Gesang zweimal im Gottesdienst erklingen lassen. Zu Texten (Gebetstexten) aus anderen Religionen (siehe z.B. Jörg Zink „Unter dem grossen Bogen“) singen. Am besten mit vierstimmiger Singgruppe oder Chor unterstützen. Im Rhythmus des gesprochenen Wortes singen.

 

 

RG 234 Hagios o theos

In ruhigem fliessendem Rhythmus zu singen. Dreimal hintereinander.

 

Liturgischer Einsatz: Der Gesang steht unter der Rubrik „Anbetung und Lob“ im Gesangbuch. Und ist darum vielseitig einsetzbar. Als Loblied im Anbetungs- oder Verkündigungsteil, ja auch im Sammlungsteil verwendbar. Zu einer Symbol- oder Zeichenhandlung oder einem Ritual (zum Beispiel einem Kerzenritual), bei dem das Heilige Gottes, das Geheimnis im Vordergrund steht. Das Heilige ist ein Merkmal, das allen Religionen eigen ist.

 

 

RG 229 Halleluja (gregorianisch)

Eine gregorianische Melodie, die mediativ erklingen und gesungen werden soll. Unbedingt vorsingen, um den Wortfluss, das sprechende Singen einzuführen. Die Fremdheit wird schnell einer Offenheit weichen, die die Schönheit in der Schlicthheit erkennt.

 

Liturgischer Einsatz: Nach einem Psalm, nach einem Lobgebet, nach der Evangeliumslesung. Nicht nur einmal verwenden.

 

 

RG 232 Alleluja (russisch)

vierstimmig zu singen, im Fluss des gesprochenen Alleluja (das Gewicht liegt dabei auf dem 'u' des Alleluja). Ruhig, mit dem Gefühl, als bliebe die Zeit stehen.

 

 

RG 196 Kyrie

Eine seufzende Melodie, die ganz in die Tiefe führt, um von da bis in eine grosse Höhe sich aufzuschwingen. Kann gut auch ohne Kanon gesungen werden.

 

 

RG 194 Kyrie (Taizé)

Gedacht ist, dieses Lied in der Fürbitte so zu verwenden, dass die Gemeinde (der Chor, die Singgruppe, vierstimmig) nach Abschluss des Kyrie auf dem letzten Akkord liegen bleibt (vielleicht gesummt) und dass darüber die Kantorin, die Liturgin, das Gebet spricht (oder sogar auf einem Ton singt), welches dann mündet in: „Wir bitten dich“ (gesungen). Und dann nimmt die Gemeinde das Kyrie wieder auf.

 

 

Taizélieder

Taizélieder sollten grundsätzlich vierstimmig gesungen werden. Mehrmals hintereinander. Mit einfachen Mitteln (Oberstimmen für verschiedene Instrumente, so Blockflöten, Querflöten, Klarinette, Blechblasinstrumente etc. und Solostimmen) kann zudem der meditative Gehalt ausgeweitet werden, so dass der Gesang zu einem gesungenen Gebet wird.

 

 

Anmerkung: Noten unter made-by-taize.de oder im Herder Verlag. Für 5.00€ pro Stück können Sie das Liederheft 2007 aus Taizé erwerben (wäre für Gottesdienste eine Anschaffung wert). Im Reformierten Gesangbuch (RG) stehen auf der Seite 1094 f. viele der Taizélieder, die im Gesangbuch zu finden sind.

 

Simon Jenny