Liturgische Mahlfeiern

   

 

Liturgische Mahlfeiern früher und heute

im Horizont des Wandels im Abendmahlsverständnis

 

Die frühchristliche Mahlgemeinschaft

 

Christliche Eucharistie- und Abendmahlstraditionen können nicht verstanden werden ohne die Kenntnis ihres jüdischen Mutterbodens. Die wichtigsten Elemente der neutestamentlichen Abendmahlsüberlieferung haben jüdische Vorbilder. Dazu gehörten die Elemente der Danksagung, der Tischsegen, das Brotbrechen und der Becherritus. Auch die Bitte um Gottes Gegenwart und Geist, sowie die Vergegenwärtigung von Gottes Heilsgeschehen, waren konstitutiv für jedes jüdische Mahl. Dieses besteht von Altersher aus einer Reihe von gleichbleibenden Ritualen. Trotzdem kann man nicht von einer „sakramentalen Handlung“ sprechen, da dieser Ausdruck in biblischer Zeit im Bezug auf Mahlfeiern und auch auf die Opferhandlungen im Tempel bis zu dessen Zerstörung (70 n.Chr.) nicht vorkommt.

 

Die jüdische „beracha“ (deutsch: Segen) enthielt eine Vergegenwärtigung von Heilstaten Gottes am Bundesvolk Israel: Dazu gehört die Auswanderung der „Väter“ aus Aegypten, die Befreiung von der dortigen Sklavenarbeit, die Landnahme Palästinas, die Rückkehr nach dem Babylonischen Exil und der Wiederaufbau des zweiten Tempels. In der „beracha“ verdankt man das Dasein als von Gott erwähltes Volk, die Güter der Natur und Gaben zum Leben; den Bund Gottes mit dem Volk, auf den die Profeten immer wieder hingewiesen haben; und man verherrlicht Gottes Namen, verbunden mit zwei Bitten: Einerseits um die Sammlung der Zerstreuten, andererseits um die Errichtung des verheissenen, neuen Jerusalem als ewige Gottesstadt.

 

Die frühe Jesusbewegung hatte vieles von diesen jüdischen Traditionen übernommen. Nach neueren Forschungen setzte sich diese Bewegung um Jesus von Nazareth, die weit über den bekannten Jüngerkreis hinausging und auch Frauen umfasste, aus drei Kreisen von Menschen zusammen:

 

Judenchristen: Damals lebten etwa vier Fünftel aller Juden nicht in Palästina, sondern verstreut in der Diaspora rund um das Mittelmeer. Juden dienten z.B. auch in römischen Legionen, die unter anderem in Oberägypten, Syrien oder im Zweistromland stationiert waren. Auch Rom selber, Griechenland, Kleinasien und Nordafrika beherbergten zahlreiche Juden, die an jedem grösseren Ort Synagogen hatten. Viele dieser Gottesdienst- und Herbergshäuser schlossen sich der Jesusbewegung an, wobei sie teilweise ihre jüdischen Traditionen noch beibehielten. Erst gegen Ende des 1.Jahrhunderts (Johanneisches Schrifttum) lösten sich die Synagogen und die Jesusgemeinden in einem langwierigen Prozess voneinander ab, wobei dieser bis ins 4.Jahrhundert dauerte.

 

Heidenchristen: Sie waren vor allem in Griechenland, Süditalien, Rom und Kleinasien beheimatet und hatten ganz verschiedenartigen Religionsbewegungen angehört (Antike, griechisch-römische Götterwelt, Mysterienkulte usw.) und bekannten sich unter dem Einfluss der Mission der Apostel zum Christentum.

 

Gottesfürchtige: Ein Grossteil der frühen Jesusbewegung bestand aus sogenannten „Gottesfürchtigen“. Sie waren ursprünglich Heiden, passten sich aber jüdischen Bräuchen an (Sabbatheiligung, Torastudium, Beschneidung), konnten aber selber keine Juden werden, da sie keine jüdische Mutter und Abstammung hatten. Ihre religiöse Vakuumsituation und ihre Identitätsprobleme motivierten sie besonders, der sich rasch ausbreitenden Jesusbewegung anzuschliessen, die ihnen in ihren Hausgemeinden, der Christuspredigt und den Mahlfeiern Heimat gab. Als Zuzüger, Fremde und Unberechenbare wurden sie hier nicht ausgegrenzt, sondern aufgenommen.         

                 

                                                                           

Tischgemeinschaft mit Jesus und im Gedenken an ihn

 

In den Evangelien wird auffallend häufig berichtet von der Tisch- und Mahlgemeinschaft Jesu mit ganz verschiedenen Menschen seiner Zeit, die sonst kaum Kontakt zueinander hatten: Schriftgelehrte, Pharisäer, Jünger und Jüngerinnen, Zöllner und sogar Dirnen; also auch Menschen, die am Rande der damaligen Gesellschaft lebten. Diese Mahlgemeinschaften des irdischen Jesus, das letzte Mahl im Jüngerkreis vor seiner Passion, sowie die nachösterlichen Mahlerzählungen sind als Vorboten der kommenden Herrschaft Gottes zu verstehen. Jesus räumte die engen Schranken rabbinischer Reinheitsvorschriften und gesellschaftlicher Tabus aus und sprengte durch sein Wort und Verhalten die Grenzen zwischen rein und unrein. Im Rahmen solcher Mahlgemeinschaften erfolgten nicht selten Heilungen durch Jesus an einem Sabbat, Streit- oder Lehrgespräche Jesu mit den Schriftgelehrten, Gleichnisse oder ein bewusst demonstrativ-offenes Verhalten gegenüber Aussenseitern/innen. Diese Tischgemeinschaften, bei denen die verschiedensten Menschen die Nähe zu Jesus suchten, ihn verehrten, kritisierten oder auf die Probe stellen wollten, spielten sich mitten im Alltagsleben ab und bildeten Freiräume für gesellschaftlich Verachtete, vor allem auch für Frauen.

 

Mit Recht sieht der Dichterpfarrer Kurt Marti zwischen Jesu Mahlgemeinschaft und unseren heutigen Abendmahlsfeiern einen direkten Zusammenhang, wenn er sagt: „Wir teilen Brot und Wein, um einander daran zu erinnern, dass Jesus alles mit uns geteilt hat. Wir teilen Brot und Wein im Glauben, dass er, der Auferstandene, auch seine Zukunft mit uns teilen wird. Wir teilen Brot und Wein, um einander Mut zu machen, auch materielle und immaterielle Güter miteinander zu teilen. Wir teilen Brot und Wein in der Hoffnung auf das Reich, wo alle werden teilhaben dürfen an der Freundschaft Gottes mit uns Menschen“.

 

Die Briefliteratur im Neuen Testament berichtet kaum etwas über Jesu Verhalten und Wirken vor seinem Tod. Deshalb fehlen hier auch Erzählungen von der Mahlgemeinschaft mit Jesus. Die Briefe setzen ganz verschiedene Gemeindesituationen innerhalb der Jesusbewegung voraus, wobei die Verfasser Lehrmeinungen und Ermahnungen in den Vordergrund stellen oder sich mit Konflikten in den frühen Jesusgemeinden auseinandersetzen. Dass wir nur im 1.Korintherbrief (Kp.11) von Paulus Aeusserungen über Sättigungsmahlzeiten, erste Mahlfeiern zu Gedenken an Jesus und Mahnungen zur Feierpraxis vernehmen, hängt damit zusammen, dass Paulus an die Korinther Verhältnisse anspricht, die dort dem Teilen und der Tischgemeinschaft im Namen Christi widersprochen haben.

 

Die schwer zu verkraftende Tatsache, dass die ersten Nachfolger/innen den Tod Jesu und das Osterereignis als neue Begegnung mit ihm als dem Lebendigen erfuhren, führte in der zweiten Hälfte des 1.Jahrhunderts zu einer tiefgreifenden Wandlung im Verständnis Jesu: Der irdische Jesus als Träger der Botschaft von Gottes Liebe zu allen Menschen, als Lehrer, Wanderprediger, Heiland (Retter, Erlöser) und unermüdlicher Verkündiger vom baldigen Kommen des Reiches Gottes, wurde nun zum Inhalt der göttlichen Heilsbotschaft: Als der Christus (der Gesalbte Gottes), als Sohn Gottes, als Knecht Gottes, als Menschensohn (nach Vorstellungen späterer Profeten, wie Daniel), als der Herr und Heilbringer. Diesen Wandel bezeugen die vielen verschiedenen Hoheitstitel, mit denen Jesus (ab ca.55-ca.140 und in der späteren Geschichte der Kirche) selber angebetet wurde (gegen seinen ausdrücklichen Willen: Mk.10,18).

 

Dieser Deutungsumschwung im Verständnis Jesu als Träger zum Inhalt der Heilsbotschaft hatte sich natürlich auch auf die Anschauungen von den Mahlfeiern ausgewirkt und wurde seither fast in allen Kirchen mehr oder weniger deutlich tradiert: Die unsichtbare Gegenwart Christi im Abendmahl wird in der in seinem Namen versammelten Gemeinde, in den geweihten Gaben Brot und Wein und in der Gestalt einer Opferhandlung als Gegenwärtigsetzung des Kreuzestodes Christi, sowie in der Gestalt des handelnden Amtspriesters sinnbildlich oder gar leibhaftig erfahrbar. Dabei können auch heute in diesem Vorstellungshorizont die Deutungsmuster von Kirche zu Kirche durchaus verschieden sein.

 

Das an den Mahlfeiern des irdischen Jesus orientierte Abendmahl kann die Gemeinschaft mit Christus und unter den teilnehmenden Menschen verkörpern; es kann den Gedanken des Gottesbundes mit Israel bzw. mit der christlichen Kirche ausdrücken; es wurde in verhältnismässig später Zeit dann schliesslich sogar als Vergegenwärtigung des Sühnetodes Christi gedeutet; oder als Ausdruck des Dankes und des Lobes für Gottes Zuwendung zum Menschen. Bei all diesen Deutungen griff man in der Regel auf die sogenannten „Einsetzungsworte“ in den Evangelien und in 1.Kor.11 zurück und behauptete, in ihnen die Stiftungsworte Jesu für das Abendmahl zu finden. Jesus sagt aber an all diesen Bibelstellen nicht: „Glaubt an meine Einsetzungsworte und befolgt sie gehorsam“, sondern er sagt: „Glaubt an meine Botschaft und tut dies zu meinem Gedächtnis !“.

 

 

Abendmahl und Eucharistie

 

Es spricht nichts dagegen, dass auch evangelische Christen das Abendmahl als „Eucharistie“ verstehen; denn dieser Begriff bedeutet ja „Danksagung“ und kann die ganze, auch die reformierte Mahlfeier zusammen mit der Bitte um Gottes Gegenwart mit dem Gedenken an Jesus als Gastgeber begleiten und tragen. Ich bin allerdings der Meinung, dass die traditionelle kirchliche Rückbindung an den (wie auch immer verstandenen) Tod Jesu und an das Osterereignis zu eng gefasst ist. Dies wird in der römisch-katholischen Kirche als sogenanntes „Paschamysterium“ und als Opferhandlung im Sinne der Gegenwärtigsetzung des blutigen Kreuzesopfers Jesu als Sühnetod für die Sünden der Menschen nach dem Willen Gottes so verstanden.

 

Diese über Jahrhunderte tradierte und geglaubte Deutung, die noch weit über die Reformationszeit hinaus bis heute vertreten wird, lässt sich an den biblischen Quellen nicht festmachen. Dass das Blut Jesu die Menschen von ihren Sünden rein mache, dürfte eine uneinsichtige, dogmatisch festgefahrene Meinung späterer Kirchenlehrer sein, die heute unglaubwürdig wirkt. Schon die Einsetzungsworte, die in der Bibel überaus schmal und unterschiedlich bezeugt sind, waren Deutungen des Todes Jesu, den zu verstehen die frühchristlichen Gemeinden Mühe hatten. Dehalb sind die Einsetzungsworte für ein evangelisches Abendmahl keineswegs obligatorisch.

 

Die scharfe Unterscheidung der vorösterlichen Mahlfeiern und der heutigen Eucharistie, wie sie katholischerseits vollzogen wird, ist fragwürdig, wie sie                                                                                                           

jüngst (2002) z.B. der Münchener Liturgiewissenschaftler W.Haunerland formuliert hat: „In der Brotvermehrung gewährte Jesus Tausenden Mahlgemeinschaft; aber im Zeichen des Brotbrechens schenkte und offenbarte er sich nur denen, die zu ihm gehörten und an ihn glaubten“. Frage: Hat sich der so oft zweifelnde Jüngerkreis um Jesus (mitsamt dem Verräter Judas und dem Verleugner Petrus) von der damaligen Menge der 5000 so sehr unterschieden ? Wer gehört denn an den Tisch Jesu ? Liegt dies überhaupt in unserem Ermessen ? Jesusleute sind doch zu allen Zeiten diejenigen, die seine Nähe suchen, durch ihn zu Gott beten (Unser Vater), sich in seinem Namen versammeln, ohne andere dabei auszuschliessen ! Die Abendmahlsgemeinde kommt nicht hinter geschlossenen Türen zusammen.

 

 

Agape-Mahlfeiern und Eucharistie

 

Agapen (deutsch: Liebesmähler) sind seit den Zeugnissen der frühen Kirche (1.Kor.11 als Sättigungsmahl); Jud.12) Mahlfeiern, die getrennt von der Eucharistie, aber als liturgisch geformte Sättigungsmahlzeiten von Hausgemeinden gefeiert wurden. Sie dienten der Gemeinschaft untereinander und waren oft ein Mittel der Armenfürsorge. In den ersten beiden Jahrhunderten gab es in der Jesusbewegung auch kombinierte Formen von Agapen und Eucharistiefeiern. Wahrscheinlich war die Agape in Jesusgemeinden, welche den Prozess der Christianisierung durch die Eucharistie als Deutung des Jesustodes nicht mitvollzogen, die übliche Mahlgemeinschaft im Gedenken an Jesus. In der Mitte des 2.Jahrhunderts bezeugt uns der römische Märtyrer Justin (in seiner Apologie, Kp.65 u.67) die Loslösung der Agapen von der Eucharistiefeier, die mit Lesungen und Gebet verbunden wurde; also eine Vorform der heutigen Messe. Die Entwicklungen des frühchristlichen Gottesdienstes in den verschiedenen Zentren der Jesusbewegung kann man überhaupt nur unter der Berücksichtigung des sogenannten apokryphen Schrifttums (Schriften des 1.-4.Jahrhunderts, die nicht in den Bibelkanon aufgenommen wurden) verstehen.

 

Die Blütezeit der Agapen fällt ins 3.Jahrhundert; auch dort wird die charitative Bedeutung dieser feierlichen Mahlversammlungen im Namen Jesu bezeugt. Die Agapen bestanden im Wesentlichen aus einem Eröffnungsgebet, einer Mahlzeit mit geordneter Unterhaltung, dem Ritus des Hände- oder Fusswaschens, dem Anzünden der Abendlichter, Lobgesängen und einem abschliessenden Gebet mit Segen. Weder Schriftlesungen noch eine Auslegung waren in der Regel üblich. Das ständige Wachsen der Jesusgemeinden, trotz der wellenartig erfolgten Razzien durch die Römer, erforderte auch eine zunehmende Zahl von Agapen, die in Häusern begüterter Christen, an Märtyrergräbern oder in ehemaligen jüdischen Synagogen stattfanden. Die Beteiligung von Klerikern (Priester, Diakone oder Diakoninnen) war üblich, aber nicht obligatorisch.

 

Mit der Konstantinischen Wende, durch die das Christentum staatlich anerkannt und ende des 4.Jahrhunderts sogar zur Staatsreligion des römischen Reiches erhoben wurde, verbot der Kaiser, in kirchlichen Räumen Agapen durchzuführen. Die bisher durch die Agapen erfolgte Armenfürsorge wurde nun von den Bischöfen zentral organisiert. Das gelegentliche Ausarten von Agapen zu unterhaltsamen Festschmausen und das Bedürfnis, sie von der etablierten Eucharistie abzugrenzen, führten zum raschen Niedergang dieser Agape-Mahlfeiern. Totenmähler erinnerten noch im Mittelalter an diese urchristliche Gemeinschafts- und Feierform. 

 

                                                                                                       

Gestaltung und Gelegenheiten für Agapen

 

Die Geschichte der Agapen zeigt, dass es für diese Feierart nie eine feste, kirchlich autorisierte Liturgie gab. Dies im Gegensatz zur altkirchlich-mittelalterlichen Eucharistie in der Messe. Seit dem tridentinischen Konzil im 16.Jahrhundert und auch nach der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils 1963 und dem offiziellen Messritus von 1970 gibt es hunderte von Rubriken (Praxisanweisungen) über die richtige Gestaltung einer Messe und die Kompetenzen der Priester und der Teilnehmenden. Eine räumliche und zeitliche Verbindung von Eucharistie und Agape wird von der römischen Kirche abgelehnt. Auch evangelische Kirchen, wie z.B. die Lutheraner oder Anglikaner, haben Mühe, ihre Abendmahlsfeiern in der Richtung von Agapen zu öffnen.

 

Meines Erachtens sollten wir Reformierten diese reiche, altkirchliche und liturgisch offene Form der Agapen, wie übrigens auch die Tagzeitenliturgien (Laudes und Vesper (Reformiertes Gesangbuch Nr.555 und Nr.586) viel häufiger pflegen. Sie haben bewusst keinen sakramentalen Charakter, sind aber Mahlfeiern oder Morgen- und Abendfeier, welche liturgischen Charakter haben und deutlich an biblische Tischgemeinschaften Jesu und an altkirchliche Gemeindefeiern erinnern. Gottes Liebe und Zuwendung zu uns Menschen verschiedener Glaubensformen, Konfessionen und Völkerschaften können in diesen Liturgieformen in vorbildlicher Weise Begegnungen schaffen und gegenseitige Vorurteile abbauen. Jüdischen Tischritualen und frühchristlichen Hausgemeinschaften sind diese Liturgieformen keineswegs fremd. In ihnen kommt wohl ohne Einschränkungen die Gastfreundschaft Jesu besonders schön zum Ausdruck.

 

Einige mögliche und empfehlenswerte Gestaltungselemente für Agapen möchte ich kurz andeuten:

 

Die Planung, Vorbereitung und Gestaltung durch eine Gemeindegruppe mit oder ohne Pfarrer/in.
die Aufteilung der verschiedenen liturgischen Rollen für die Inszenierung, wobei möglichst viele Menschen aktiv daran beteiligt sein sollten.
die Wahl geeigneter Räume (Kirchen sind wegen ihrer festen Bestuhlung und Ausrichtung nach vorn nicht immer geeignet !) und die Sorgfalt des Tischdeckens und die Bereitstellung der benötigten Geräte.
die Form der Einladung und Begrüssung der Gäste.
ein gemeinsamer ritueller Beginn, welcher innere Sammlung ermöglicht und eine festliche Stimmung zu schaffen vermag; ebenso ein regelmässiges, wiederholbares Schlussritual mit Sendungswort und Segen.
genügend Raum für Gesang und Musik, welche bewusst liturgische Funktionen übernehmen (Einstimmung, Lob, Dank, Credo, Tischgebet, Schluss,  ein Kanon oder eines der im Gesangbuch als Strukturelement geeigneter Vers.
Ueberlegungen, welches Strukturelement die ganze Feier ordnet, begleitet und die einzelnen Teile zu einer gemeinsamen thematischen Einheit zu verbinden vermag.
Bewegungselemente, wie z.B. kurze Prozessionen bei einer neuen Phase des Mahles, evt. verbunden mit Ausdruckstanz.
der sozialcharitative Charakter von Agapen sollte nicht auf das Einsammeln einer Kollekte beschränkt werden, sondern schon in der Einladung, in Gebets- oder Gesprächselementen und in der gemeinsamen „Teilete“ deutlich werden.

 

All diese Elemente dienen der Ausrichtung auf ein besonderes, warum nicht sogar auf ein sozialpolitisches Thema. Die ganze Feier soll aber den biblischen Bezug hervorheben. Agapen sollten nicht an einen Predigt-Gottesdienst „angehängt“ werden. Sie haben, wie auch der reformierte Abendmahlsgottesdienst, ihren eigenen Charakter als liturgische Mahlfeiern. Sie sind nicht abhängig vom Kirchenjahr, sondern können das ganze Jahr über, auch an einem Werktag, gefeiert werden.

 

Bei einigen Gelegenheiten sind aber Agapen besonders geeignet: Z.B. am Gründonnerstagabend als Erinnerung an das jüdische Sedermahl vor dem Passafest; als Abschluss einer Christnacht- oder Osternachtfeier; in Verbindung mit einer Wanderung (Osterspeziergang als „Emmaus-Gang“), als Gemeindefrühstück in der Advents- und Fastenzeit; am Vorabend zum Sonntag als Vesper mit Lichtritus; nach einer Taufe oder Bestattung (anstelle des üblichen Leidmahles); im Anschluss an einen Bibel- oder Kursabend oder bei auswärtigen Tagungen. Das gepflegte Wiedererwachen einer Kultur der Agapefeier ist ein bedeutsamer Beitrag zum Aufbau einer christlichen Gemeinde.

 

 

Zur Situation reformierter Abendmahlsfeiern im Reformationsjahrhundert

 

Nach der Abschaffung der Messe stand an allen Sonn- und Feiertagen, wie auch an Wochentagen und in der Kinderunterweisung der Predigtgottesdienst im Vordergrund. Er diente der lehrmässigen Verkündigung des Wortes Gottes, war Aufforderung zum Gebet oder enthielt selber Gebetstexte, ermahnte zu einer bibelgemässen Lebensweise und endete mit einer Entlassung und Segensformel. Die Einfügung von (Psalmen)gesängen erfolgte an den verschiedenen Orten der Reformation früh (Basel und St.Gallen z.B.) oder erst nach und nach (Zürich 1598). Kindertaufen, Eheeinsegnungen und die Verkündigung der Verstorbenen waren in die Predigtgottesdienste integriert. Für die Eucharistie, die ja den Höhepunkt und die Glaubensmitte der Messe bedeutet, mussten die Reformatoren nach neuen Formen suchen. Was lag da näher, als sich an biblischen Vorbildern einer Mahlfeier Jesu mit den Jüngern zu orientieren?

 

Im Mittelalter nahmen die Gläubigen zwar regelmässig an der Messe teil, kamen aber in der Regel nur noch einmal im Jahr, gewöhnlich an Ostern, zur Kommunion. Privatmessen und Stiftungen oder Gedenkmessen für Verstorbene konnte der Priester auch ohne die Anwesenheit einer Gemeinde halten; sie mussten aber bezahlt werden. Es war eine Bereicherung, dass die ehemaligen Priester, die sich der Reformation anschlossen, als Prädikanten und reformierte Pfarrer eigene, schlichte Abendmahlsfeiern schufen, die je nach Ort und in unterschiedlichen Formen mindestens an den hohen Feiertagen von Weihnachten, zur Osterzeit und an Pfingsten gefeiert wurden. Sie schlossen sich in der Regel einem vorausgehenden Predigtgottesdienst an und bestanden aus Gebet, Sündenbekenntnis, einer Abendmahlsbelehrung, dem sogenannten Einsetzungsbericht und der Austeilung von Brot und Wein an die Erwachsenen und die im Glauben geprüften Jugendlichen.

 

Die Einsetzungsworte in den drei ersten Evangelien und in 1.Kor.11,23-26 wurden in der Liturgietradition selten wörtlich aus einer dieser biblischen Texte zitiert, sondern, auch in den evangelischen Kirchen, in Mischformen mit unterschiedlichem Wortlaut. Aufgrund dieser Vorgaben entstanden im Laufe der Zeit sehr verschiedenartige Abendmahlsliturgien, wie dies die Formulare von Kirchenagenden der Kantonalkirchen bis hin zum 3.Band „Abendmahl“ des Deutschschweizerischen Liturgiebuches von 1983 bezeugen.

 

 

Gemeinsames und Unterschiede von Ort zu Ort

 

Bis etwa in die Mitte des 20.Jahrhunderts war in wesentlichen Punkten eine in den reformierten Deutschschweizerkirchen gemeinsame Abendmahlspraxis festzustellen:

 

Man feierte das Abendmahl an den hohen Festtagen des Kirchenjahres und am Bettag, wobei gemäss den meisten Kirchenordnungen zusätzliche Feiern im Ermessen der Gemeinden lagen.
Das Abendmahl war in der Regel an einen Predigtgottesdienst angehängt, wobei oft die Nichtteilnehmenden mit Segen und Orgelspiel entlassen wurden, so dass sich nicht nur eine zweiteilige Gemeinde, sondern auch eine „gespaltene“ Liturgie ergab.
Man verwendet bis heute Oblaten oder Brot, sowie vergorenen oder unvergorenen Wein.
Die Zulassungsbedingungen zur Abendmahlsteilnahme sind in den Kantonalkirchen unterschiedlich geregelt; aber überall gibt es dafür feste Bestimmungen (z.B. Getauftsein, Kinderabendmahl, Konfirmation und vorausgehende Unterweisung).
Die Austeilenden waren in der Regel Mitglieder der Kirchenbehörde, der Pfarrerschaft oder andere aktive Gemeindeglieder.
Brot oder Hostien werden zuerst ausgeteilt, dann der Wein.                                                                                                   

 

Unterschiede gibt es hauptsächlich in folgenden Punkten:

 

Die Einsetzungsworte sind zwar üblich, weichen aber im Wortlaut voneinander ab; ebenso die Einleitung dazu bzw. die Einladung zum Abendmahl.
Die Liturgieformulare variieren stark und werden meistens vom Pfarrer oder der Pfarrerin ausgewählt.
Seit der Reformation ist die Austeilungspraxis örtlich verschieden: Die meisten Kirchen pflegen die „wandelnde“ Austeilung, wobei die Kommunikanten nach vorne kommen, dort Brot und Wein empfangen und an ihre Plätze zurückkehren. Bei der „sitzenden“ Kommunion geben die Teilnehmenden die Gaben selber den Sitznachbarn weiter. Zwingli liess 1525 die Gemeinde im banklosen Kirchenschiff niederknien, wobei die Aeltesten mit Brotkörben und Weinkelch zur Austeilung umhergingen; erst später hat man in Zürich und anderen Orten Sitzgelegenheiten geschaffen. Neuere Austeilungsformen, z.B. gruppenweise um den Abendmahlstisch, hängen auch von den örtlichen Raumverhältnissen ab. Da und dort wird der feststehende Taufstein mit einem Tischbrett überdeckt, auf dem die Gaben angeordnet sind.
Der Abendmahlstisch kann schon zu Beginn des Gottesdienstes gedeckt sein; anderswo trägt man zu Beginn des Abendmahlteils in einer kleinen Prozession die Gaben herein und deckt den Tisch, während die Gemeinde singt.
Da die Zulassungsbedingungen örtlich verschieden sind und unterschiedliche Praxisformen bestehen, schafft das Abendmahl da und dort Unsicherheiten und lockt zum Experimentieren.

 

 

Erwartungen und Motive für Neuerungen

 

Erwartungen gegenüber dem Abendmahl und dessen Stellenwert haben in den letzten Jahrzehnten merklich zugenommen. Trotz eher abnehmender Besucherzahlen im gewöhnlichen Gemeindegottesdienst ist die Zahl der Abendmahlsfeiern und ihrer Teilnemer/innen gestiegen. Ein Grund dafür ist die Einführung des Kinderabendmahles, bei dem auch viele, sogar eher kirchenferne Eltern, dabei sind. Seit dem Wegfall des obrigkeitlich kontrollierten Gottesdienst- und Abendmahlbesuches vom 16. bis ins 19.Jahrhundert ist der Besuch einer gottesdienstlichen Feier Gewissenssache. In den letzten Jahrzehnten sind zudem die Abendmahlsliturgien schlanker und für heutige Menschen ansprechbarer geworden. Langwierige und ergebnislose Bemühungen, mit der römisch-katholischen Kirche Abendmahlsgemeinschaft zu suchen, haben das reformierte Bewusstsein und die Offenheit, die Teilnahme am Abendmahl z.B. Mischehen und Gästen ohne Vorbehalt zu ermöglichen, gestärkt: Am Tisch des Herrn, welcher der Gastgeber ist, haben alle Menschen Platz, nicht minder als in den biblischen Geschichten von Jesu Tischgemeinschaft.

 

Ein wichtiger Impuls für die Vermehrung des Abendmahlangebotes und der zunehmenden Teilnehmerzahl ist das Bedürfnis nach erfahrbarer Gemeinschaft mit Gott und untereinander. Der bibeltextgebundenen, eher auf Reflexion bedachten Predigt und der verbalen Liturgieelemente möchte man heute mehr symbolhafte, rituelle Ausdrucksformen gegenüberstellen: Dazu gehören z.B. sinnenbetonte Gesten in der Abendmahlshandlung selber (sichtbares Brotbrechen, Kelch zeigen, Kerzen als Hinweis auf das Osterlicht); Bewegungsvorgänge, wie z.B. das Decken des Abendmahltisches vor der Einladung; Gabenprozessionen; Bevorzugung der wandelnden Austeilung oder die Uebertragung der rituellen Rollen auf mehrere Personen. Neben verbale Deutungen, Gebete, das Gedenken an Jesu Leiden, Tod und Auferstehung und der Bitte um Gottes Gegenwart sollen das Erleben, die Stille, der Gedanke der Mahlgemeinschaft und des Teilens, sowie die Musik im Abendmahlsgottesdienst mehr betont werden. Die Gaben selber weisen hin auf Gottes Schöpfung; das Ineinander von Wort und Handlung ermöglicht einen Geschehenszusammenhang, der mit typischen Verben umschrieben werden kann, die in der Liturgie selber vorkommen: Nehmen, empfangen, danken und Gott loben, geben und aus- oder miteinander teilen, sprechen und schweigen, hören und singen, essen und trinken.

 

Viele Menschen erleben in einem geschmackvoll eingerichteten Kirchenraum und in einer sorgfältig ausgearbeiteten Abendmahlsfeier ein Stück Osterfreude, Tröstung, Zusammengehörigkeit und sogar neue Vergewisserung ihres angefochtenen Glaubens. Rituale müssen nicht strenge oder steife Vorgänge sein. Man soll sich dabei wohlfühlen, Freude miteinander teilen und spüren, dass man da willkommen ist, wer man auch sei.

 

 

Zusammen feiern mit nichtreformierten Christen

 

Die Teilnahme an einem reformierten Abendmahlsgottesdienst bedarf keiner Zulassungsbedingungen; weder die Kirchenzugehörigkeit, noch eine bekenntnisorientierte Glaubensüberzeugung sind Voraussetzungen. Jede und Jeder sind nach ihrem Gewissen eingeladen, das Wort Gottes zu hören, mitzubeten, zu feiern, Gott zu loben und zu danken und mit anderen Christen Gemeinschaft im Namen Jesu zu suchen, wie er selber gesagt hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen !“(Mt.18,20).

 

Schon vor mehr als 50 Jahren hat der Reformierte Weltbund ausdrücklich die offene Zulassung zu einem reformierten Abendmahl für alle erklärt. Und in einer Vereinbarung von 1973 haben die lutherischen und reformierten Kirchen die gegenseitige Anerkennung von Predigt- und Abendmahlsgemeinschaft ausgesprochen (Leuenberger Konkordie). Unterdessen sind es über 100 evangelische Kirchen und Gemeinschaften, die sich dieser Erklärung angeschlossen haben (GEKE = Gemeinschaft evangelischer Kirchen Europas).

 

Schwieriger ist eine Abendmahlsgemeinschaft mit unseren römisch-katholischen Mitchristen. In den Bestimmungen des römischen Kirchenrechts wird für eine Eucharistiegemeinschaft die volle Kirchen- und Glaubensgemeinschaft vorausgesetzt. Dies würde unsererseits auch die volle Anerkennung der kirchlichen Amtshierarchie (Papst, Bischöfe), des Weihepriestertums als Sakramentsverwalter, den priesterlichen Opfervollzug der Konsekration (Wandlung) von Brot und Wein in Christi Leib und Blut beinhalten. Trotz zahlreicher Gespräche und einzelner Sonderregelungen ist, auch unter dem Erwartungsdruck katholischer und evangelischer Christen, eine diesbezügliche Aenderung unabsehbar. Praktisch sind aus reformierter Sicht alle Katholiken, die an unserem Abendmahlsgottesdienst teilnehmen möchten, willkommen. Umgekehrt ist die katholische Gastfreundschaft für Nichtkatholiken an einer Messe zwar in „Notfällen“ möglich; jedoch nicht die Teilnahme an der Kommunion. Tolerante Priester werten die seelsorgerlichen Gründe, z.B. bei Mischehen oder an ökumenischen Tagungen, den Gewissensentscheid erfreulicherweise höher als kirchenrechtliche Bestimmungen der Universalkirche.

 

 

Einzelne Riten

 

Zweck des Essens und Trinkens ist es, sich am Leben zu erhalten. So befahl Jesus dem Jairus, der auferweckten Tochter zu essen zu geben (Mk.5,43; Lk.8,55). Der Profet Elia bekam in der Einsamkeit der Wüste und in den inneren Zweifeln an Gott und seinem Auftrag den Befehl, zu essen und zu trinken, bevor er seine neue Aufgabe antrat (1.Kö.19,5-8). Der auferstandene Jesus verlangte von den versammelten Jüngern, etwas zu essen zu bekommen (Lk.24,41-43).

 

Im Alten und im Neuen Testament spielt die Mahlgemeinschaft eine bedeutende Rolle; auch im Judentum ist dies bis heute so geblieben. Zum feierlichen jüdischen Ritus des Brotbrechens und des Brotteilens gehören drei Vorgänge: Das Brot in die Hand nehmen; das Brechen der fladenartigen Brote, wobei jeder ein Stück für sich abbricht; und das Austeilen. Segenssprüche des Hausvaters begleiten dieses Ritual. Später, z.B. in der Apostelgeschichte, bezeichnet der Ausdruck „Brotbrechen“ die ganze Mahlfeier der frühen Christen.

 

Ganz ähnlich ist auch der Begriff „Eucharistie“ ausgeweitet worden: Als griechisches Wort heisst es zunächst „danksagen“. Das so verstandene Mahlgebet hat dann in der alten Kirche den ganzen Abendmahlsritus bezeichnet. Schliesslich bekam der ganze Messgottesdienst den Namen „Eucharistie“ als dessen Höhepunkt. Im Volksmund gehen die katholischen Christen in die Eucharistie (Messe); die Evangelischen gehen „zur Predigt“ und meinen damit oft auch den ganzen Predigtgottesdienst.

 

Zur Mahlfeier gehörte schon in alttestamentlicher Zeit der viermalige Umgang des Bechers mit Wein von Hand zu Hand. Dabei wurden Bibellesungen gehalten und Segensworte ausgesprochen; am Sederabend vor der Passafeier auch die Erinnerungsgeschichte von Gottes gnädiger Befreiung des Volkes Israel aus Aegypten und der Aufbruch zur Wüstenwanderung ins gelobte, verheissene Land.

 

Der hebräische Ausdruck „beracha“ für Segen wird im Neuen Testament mit „eulogein“ übersetzt und ist mit „eucharistein“ (danksagen) oft sozusagen identisch. Das kann auf eine oder mehrere Personen bezogen werden, enthält aber immer ein Loben Gottes, z.B. im Zusammenhang mit dem letzten Jüngermahl (Mk.14,22; Mt.26,26) oder nachösterlich Lk.24,30.

 

Wichtig war und ist noch heute in der jüdischen Mahlfeier nach dem Essen das Dankgebet „birkat hammazon“ über dem Kelch. Es enthält drei Benediktionen (Segenssprüche), immer verbunden mit dem erinnernden Dank an Gott für seine Heilstaten und mit der Bitte um seine Gegenwart.

 

 

Skizze eines reformierten Abendmahlsgottesdienstes

 

Die Liturgiekommission der reformierten Deutschschweizer Kirchen arbeitet zur Zeit an einer neuen Taschenliturgie. Darin bekommt die Form eines neuen reformierten Abendmahlsgottesdienstes eine besondere Bedeutung. Dieser versteht sich als eigenständiger Liturgietypus neben dem üblichen Predigtgottesdienst.

 

Der Abendmahlsgottesdienst richtet sich nach der Vorlage im neuen Reformierten Gesangbuch (Nr.153) nach den fünf Teilen der Sammlung, Verkündigung, Fürbitte, Abendmahl und Sendung. Anders als im Gerüst des Predigtgottesdienstes (Gesang- buch Nr.150) ist der um ein Schuldbekenntnis erweiterter Sammlungsteil, die Verschiebung von Anbetung und Gotteslob ins Abendmahl und der hohe Stellenwert der Fürbitte als liturgische Mitte und Brücke zwischen Verkündigung und Abendmahl. Zu diesem gehört das Gotteslob mit der Anbetung (Sanctus), die Jesus-Vergegenwärtigung (Anamnese), das eucharistische Gebet mit der Bitte um Gottes Gegenwart (Epiklese), das Unservater, die Austeilung der Gaben und ein Dankgebet.

 

Wichtig ist es, dass ein klares Thema durch den ganzen Abendmahlsgottesdienst hindurchgezogen wird und alle seine Elemente bestimmt: Schon das Eingangswort, die auszuwählenden Lieder, die Predigt mit den vorausgehenden Lesungstexten, das Abendmahlsgebet und der Abschluss mit Sendungswort und Segen sind von diesem einen Thema her bestimmt. Dieses kann mit Vorteil aus der Fürbitte herauswachsen, welche als das Zentrum den ganzen Abendmahlsgottesdienst verdichtet und zusammenfasst.

 

Das Thema soll sich z.B. an Kirchenjahrschwerpunkten, aktuellen Situationen in der Gemeinde oder Region, an zentralen Sorgen aller Christen um die Gegenwart und Zukunft dieser Welt orientieren. Im Gedenken an Jesus und seine Verkündigung sind die traditionellen „Einsetzungsworte“ durchaus ersetzbar durch Gedanken, die heutige Menschen thematisch und sprachlich direkter ansprechen, aber an der ganzen biblischen Botschaft ausgerichtet sind. Ein Beispiel: „Wir denken vor dir, Gott, an Menschen, die vor uns lebten; an die Wege, die sie gegangen sind; an ihre Erkenntnisse, ihre Irrtümer, die die Geschichte unserer christlichen Kirchen und unseren Glauben geprägt haben. Wir denken an die mahnenden und verheissungsvollen Worte von Prophetinnen und Propheten Israels und der Nachfolger Jesu. Sie wagten es, wie Jesus, dein Wort mit ihrem Wort zu verbinden. Wir denken an Jesus von Nazareth; er heilte Kranke, gab Hungrigen zu essen, stritt mit Frommen und ass mit Sündern. So liebte und lehrte, litt und starb Jesus. Als Auferstandener geht er uns voraus im irdischen und ins ewige Leben“.

 

Nach einem Antwortgesang der Gemeinde spricht der Liturg oder die Liturgin die Deuteworte (Bessere Bezeichnung als „Einsetzungsworte“), z.B. in folgender Formulierung: „Als Jesus mit seinen Nächsten vor seiner Passion zusammensass, nahm er Brot, dankte Gott dafür, teilte es und sprach: Das bin ich, von Gott für euch gegeben. Dann nahm er den Becher, dankte Gott dafür und sagte: Das ist das Zeichen neuer Gemeinschaft zwischen Gott und euch. Wenn ihr nun zusammen esst und trinkt, so erinnert euch an mich“.

 

Wer näher bei den traditionellen Einsetzungsworten bleiben will, kann das Deutewort etwa so formulieren: „Der Herr Jesus nahm in der Nacht, da er ausgeliefert wurde, Brot, dankte Gott, brach es und sprach: Dies ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis ! Ebenso nahm er nach dem Essen den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist das Zeichen des neuen Bundes, den Gott mit euch geschlossen hat; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis“. Als Antwortgesang der Gemeinde eignet sich z.B. das Lied Nr.310 im Gesangbuch: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir....“, oder Lied Nr.318 „Seht das Brot, das wir hier teilen....“.

 

Die Austeilung erfolgt nach örtlichem Brauch mit ruhiger, meditativer Musik oder in Stille. Ein Spendewort ist in der reformierten Kirche nicht üblich, besonders bei sitzender Kommunion. Wenn die Gemeinde in kleineren Gruppen um den Abendmahlstisch versammelt ist, kann ein Psalm- oder Segenswort gesprochen werden. Das Dankgebet kann als Lied auch gesungen werden. Ein Sendewort (vor dem Segen), das sich eng an das Bild in der alten, apokryphen Schrift „Didache“ (um 100) anschliesst, könnte etwa so formuliert werden: „Aus den Körnern des Feldes ist das Brot des Lebens geworden. Aus dem Saft der Trauben der Becher der Gemeinschaft. Wandle auch uns, Gott, dass wir Frucht bringen. Wandle uns, dass wir einander annehmen. Wandle uns, dass wir deinen Frieden in die Welt tragen!“

 

Alfred Ehrensperger

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